Etwas Oper gefällig?
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Fidelio, 2. Aufzug, 3. Szene ("Er sterbe")
Aus dem "Wiener Hoftheater-Almanach (1815)





Wenn wir bedenken, dass Beethoven mit seiner einzigen Oper Fidelio eigentlich nicht als typischer Opernkomponist gelten kann, mag es vielleicht verwunderlich sein, dass sich aus "seiner" Website LUDWIG VAN BEETHOVEN:  THE MAGNIFICENT MASTER  eine eigene Opernwebsite entwickelt hat. Was habe ich mir wohl dabei gedacht, diese einzurichten? Als Antwort darauf kann ich zwei Argumente vorbringen:

Obwohl Beethoven nicht als typischer Opernkomponist betrachtet werden kann, schuf er mit seiner einzigen Oper ein Werk, das Gustav Mahler laut Joachim Kaiser (in seiner Radiosendung Beethoven: Werk und Wirkung) als "ausser Konkurrenz" stehend einstufte und das der amerikanische Musikwissenschaftler Irving Kolodin (wir lernten ihn hier im musikkritischen Teil der Entstehungsgeschichte der Zweiten Symphonie kennen) als erste Instrumentaloper der Musikgeschichte bezeichnete. Kolodins Ansicht kann unsere Gedanken auch dahin lenken, dass Beethoven damit die Tür für alle weiteren Instrumentalopern aufstiess und somit nicht nur "nur eine Oper" schuf, sondern eine neue Operngattung ins Leben rief.

Seit dieser Zeit stehen ja in der Musikgeschichte zwei Hauptgattungen der Oper nebeneinander und ergänzen sich: die traditionelle Oper italienischer Prägung und die dramatische Instrumentaloper nordeuropäischer Prägung. Ist es daher so abwegig, auf einer Website des Initiators einer neuen Operngattung eine eigene Opernabteilung einzurichten?

Nach meinem Versuch, diese Frage zu beantworten, stellte sich mir noch eine weitere grundsätzliche Frage:  Welchen Zweck kann eine Opernabteilung auf dieser Website erfüllen?  Die Antwort darauf ist zwar verhältnismässig einfach, erfodert aber wiederum eine ausführliche Erörterung:

Wie Michael Cavanagh, der künstlerische Leiter von Edmonton Opera, auf der Vorstellung der neuen Edmontoner Opernsaison 2001/2002 den Medien gegenüber äusserte, erfreut sich die Oper als musikalische Gattung in Nordamerika wachsenden Zuspruchs.  Wenn kontinentweite, immer beliebtere Radioübertragungen am Samstagnachmittag aus der New Yorker Metropolitan Opera als Beweis dafür gelten sollen, dann hat Cavanagh vielleicht nicht Unrecht.

Von diesen Samstags-Radiosendungen abgesehen hat jedoch das allgemeine Publikum in den abgelegeneren Zentren dieses Kontinents, wie hier im kanadischen Westen in Edmonton oder Calgary, wiederum nicht die Gelegenheit, eine bestimmte Oper sehr oft auf der Bühne zu sehen.  Als ein Beispiel möchte ich hier Mozarts Zauberflöte anführen, die 1994 in Edmonton zum letztenmal aufgeführt wurde und im November 2001 wieder ins Haus steht.

Dies befriedigt in zweierlei Hinsicht nicht allzusehr.  Zum Einen wäre es sehr wünschenswert, wenn treuen Opernfreunden mehr Veranstaltungen  geboten würden, und zum Anderen haben Opernneulinge auf diese Weise auch wenig Gelegenheit, mit einem bestimmten Werk vertrauter zu werden.

Edmonton Opera spricht diese Lage in seiner Werbung für die neue Saison insofern an, als sie darin der Tatsache Rechnung tragen, dass zwischen zwei Edmontoner Opernaufführungen (wie z.B. der Zauberflöte 1994 und 2001) oft soviele Jahre vergehen, dass eine neue Generation von jugendlichen Opernneulingen herangewachsen ist.  In der Weise, in der sie heuer diese neue Generation mit gewagten Vergleichen zwischen dem Ihnen Vertrauten (im Fall der Zauberflöte z.B. wird ein Vergleich zwischen dem abenteuerlichen Inhalt der beliebten "Harry Potter"-Romane und der Oper angestrengt) und den Operninhalten anzulocken versuchen, könnten sie etwa vor zehn, fünfzehn Jahren einen Vergleich zwischen dem abenteuerlichen Inhalt der damals beliebten Indiana Jones-Filme und gewissen Opern angestellt haben.

Solch gewagte Vergleiche sind zwar ein legitimer Versuch, die junge Generation anzusprechen, können aber nur als erste Ansätze betrachtet werden.  Vielleicht ist es eine dankbare Aufgabe für die Opernabteilung dieser Website, mit einigen bescheidenen Beiträgen auch die Lücke zwischen solchen ersten Ansätzen und einer grösseren Hörbereitschaft schliessen zu helfen.

In diesem Sinn wünschen wir Ihnen viel Lese- und Hörvergnügen mit dem hier Gebotenen!